Funktionsdiagnostik und -therapie
bei Beschwerden am Kiefergelenk
Wie wichtig ein richtiger Biss ist, wird häufig erst deutlich, wenn sich schmerzhafte Symptome, wie z.B. Kopfschmerzen, Verspannungen, Schmerzen im Nacken-, Rücken-, Beckenbereich oder sogar Ohrgeräusche (Tinnitus) bemerkbar machen. Meist werden die Symptome separat behandelt. Diese Therapien können dann jedoch keine Linderung verschaffen, da der Auslöser ein ungünstiges Zusammenspiel von Ober- und Unterkiefer – im Fachjargon „gestörte Okklusion“ – ist. Die Fehlstellung selbst löst jedoch den Schmerz nicht aus. Durch die gestörte Okklusion verspannt sich die Kopf-, Gesichts- und Kaumuskulatur; die Folge können dann unterschiedlichste schmerzhafte Symptome sein. Die Kiefergelenk-Diagnostik und -Therapie ist deshalb ein komplexes Fachgebiet, das die Zusammenhänge und Wirkungsweise des Muskel-, Sehnen- und Bandapparates umfasst. Ein Viertel der Bevölkerung leidet an den Folgen eines falschen Bisses – meist unerkannt.
Falscher Biss
Besonders deutlich wird der Zusammenhang von Ästhetik und Funktion, wenn Patienten aufgrund von Zähneknirschen (Bruxismus) einen messbaren Verlust der Zahnhartsubstanz aufweisen. Durch die Abrasion verlieren die Zähne ihre natürliche Form, Länge und Funktion und dies führt zu einer Absenkung der Bisshöhe. Für die erfolgreiche Rehabilitation muss eine komplette funktionelle Rekonstruktion vorgenommen werden, um der Fehlbelastung der Kiefergelenke entgegen zu wirken.
Vor der Bisshöhenrekonstruktion ist eine Schienentherapie angeraten, um eine physiologische Okklusion bei korrekter und stabiler Kiefergelenkposition zu erreichen. Aus dieser stabilen Gelenkposition gelingt anschließend die Wiederherstellung der notwendigen Front-Eckzahnführung sowie die erforderliche Seitenzahnabstützung. Vor dieser umfangreichen Behandlung ist es wichtig, der über lange Zeit angespannten Muskulatur Zeit zu geben, sich durch entsprechende Maßnahmen auf das neue Zusammenspiel von Zähnen und Kiefer einzustellen.